Low Waste Lifestyle: Erfolge & Hürden
Seit 1.5 Jahren achte ich mich nun vermehrt, was & wie oft ich konsumiere & mache mir Gedanken über den Müll, der dabei entsteht. Dabei gibt es Bereiche & Produkte, die einfach zu ersetzen sind, an anderen Orten stehe ich immer wieder an. Es kostet einfach enorm Zeit. & hier bin ich ehrlich: Manchmal will ich die Zeit einfach nicht darin investieren.
Erfolge im nachhaltigen Leben
Konsumverhalten erfolgreich angepasst
Die grösste Veränderung spüre ich bei meinem Konsumverhalten. Kleidung, Dekokram, „witzige Dinge“ & Beautyprodukte kaufe ich so gut wie gar nicht mehr. Ich meide generell Läden, wo ich kein klares Kaufziel habe. So werde ich auch nicht verführt mit Dingen, die doch „schön aussehen“ , ich aber nicht brauche.
Wenn ich einen Laden betrete, dann nur mit einem klaren Ziel z.B. eine schwarze Hose. Kleinkram wie Dekoration oder sonstigen Ramsch, den man sich gerne aus Langeweile anschafft, habe ich erfolgreich verbannt. Das Zeug steht eh nur rum, staubt ein & frisst Platz in Deiner Wohnung auf. Gelegenheitskäufe von lustigen Dingen hinterfrage ich immer. Werde ich das in einem Monat noch verwenden? Die Antwort lautet fast immer nein. Beautyprodukte gucke ich nicht mal mehr an. Denn zuhause liegen unendlich viele Sachen wie z.B. Lippenstifte, die alle darauf warten, wieder mal getragen zu werden.
Nachdem ich mich also von den Konsum Güter gut distanzieren konnte, finde ich öfters Schwierigkeiten bei den Verbrauchsgüter im Bereich Nahrung & Putzen. Trotzdem schnappe ich auch hin & wieder bei Spontankäufen zu. Ich bin eben auch nur ein Mensch in einer konsumdominierten Welt.
Tipps zum Konsum Verhalten kannst Du hier lesen.
Nachhaltig leben bedarf Zeit
Irgendwie hat man das Gefühl, dass man sich über Nacht ein nachhaltiges Leben aneignet. „Ab heute werde ich nur noch plastikfreie Produkte verwenden & nie mehr Einwegbesteck verwenden. Dabei hüpfe ich stylisch mit einem Netbag durch den lokalen Markt, wo frische Früchte präsentiert werden“.
Dabei sieht die Realität eher ernüchternd aus.
Der Fakt, dass ich 2 Jahre gebraucht habe, um meine vorhandenen Shampoos & Duschgels aufzubrauchen, hat mich wirklich schockiert & zeigt erneut, in welchem Überfluss wir leben. Aber ich habe geduldig gewartet mit all den gehypten plastikfreien Produkten, bis ich wirklich soweit war. & der Zeitpunkt war vor ein paar Monaten gekommen. Nun habe ich tollen Ersatz gefunden wie festes Haarshampoo & feste Seifen.
Nehmt Euch hier bitte die Zeit Eure vorhandenen Produkte aufzubrauchen & stürzt Euch erst dann auf die „ökologischen Produkte“. Bei Produkten wie z.B. im Badezimmer ist der Umstieg dann leichter, weil eine Anschaffung sich dann positiv auf viele Monate auswirkt.
Hürden im nachhaltigen Leben
Geteilter Haushalt
Eine sehr grosse Schwierigkeit ist der Fakt, dass ich nicht alleine lebe. Mit meinem Freund & meiner Tochter im gleichen Haushalt erschwert sich das Ganze. Denn ich kann nicht alleine entscheiden. Wenn mein Freund schnell „ein paar Dinge“ einkaufen geht, kannst Du sicher sein, dass er mit 2 Tüten – die er natürlich nicht selber mitgebracht hat – & tausend Spontankäufen mit reichlich Plastikverpackung zurückkehrt. Die Kunst ist hier, in Gedanken die Grenze zu ziehen. Denn Du bist nicht verantwortlich für das Verhalten von anderen Personen.
Für die Tochter, die 18 Monate alt ist, entscheide meistens ich, was gekauft wird. Die Kleidung hole ich zum Grössten Teil in Secondhand Shops & Spielzeug kaufe ich meistens gebraucht. Natürlich gibt es aber immer Dinge, die man plötzlich braucht, weil sich das Kind entwickelt wie z.B Besteck oder Trinkflaschen. Dann achte ich beim Neukauf einfach, dass die Qualität sehr gut ist, das Produkt für eine lange Zeitdauer verwendet werden kann & mir die Sujets wirklich gefallen.
Trotzdem haben wir bei einem Kind viele Parteien, die wir nicht beeinflussen können. Erst letztens hat meine Mutter meiner Tochter ein spontanes Geschenk gemacht. In meinen Augen ein hässlicher Plastiktraktor, aus billigstem Material, den ich niemals angeschleppt hätte. Aber meine Tochter findet es ein tolles Spielzeug & benutzt es. Auch hier respektiere ich die Meinung anderer Menschen & lasse jegliche Geschenke zu. Nur weil ich meinen Lebensstil verbessern möchte, muss mein Kind nicht auf Dinge verzichten, die ich in meiner Kindheit geniessen durfte.
Fehlende Routine
Als ich letztes Jahr nach dem Mutterschaftsurlaub wieder zur Arbeit zurückkehrte, hatte ich eine unglaubliche Disziplin, was Einwegprodukte anging. Mittags nahm ich meinen Stoffbeutel aus der Schreibtischschublade, in dem sich eine Aluflasche, Essensbehälter sowie Besteck befand. Damit schlenderte ich fröhlich in Zürich zum Momo’s Stand, zur Markthalle oder zum Viatnamesen hin. Vorbildlich brauchte ich weder Pappteller, noch Plastikbesteck. Zudem war ich ein bekanntes Gesicht beim lokalen Gemüsemarkt in unserem Dorf. Die Dame begrüsste mich mittlerweilen mit Namen & ich fühlte mich gut, frische & saisonale Gemüse zu kaufen.
Doch dann änderten sich meine Lebensumstände. Den Job in Zürich habe ich gekündigt. Seit dem liegen meine noch so nachhaltigen Essensgegenstände im Schrank herum. Der Markt, der immer Dienstag Morgens in meinem Dorf ist, kann ich nicht mehr besuchen, weil ich an unserem Hausumbau arbeite. Schwupps – schon bin ich wieder im alten Muster gelandet.
In der Routine liegt der Erfolg. Wer diese nicht hat, hat es schwerer, sein Leben langfristig umzustellen. Aber ich denke, dass irgendwann wieder andere Zeiten kommen & man sich dann wieder neu aufraffen kann.
Ökologie vs Ökonomie
Was mir immer wieder auffällt, sind die Preise, die ein nachhaltig lebender Mensch über sich ergehen lassen muss. Ich verstehe nicht, warum der Konsument hier die Entscheidung tragen muss. Soll ich die günstigen Kichererbsen in der Dose wählen, oder die teure Version im Glas? Teigwaren im Plastik oder im Karton? & was passiert schlussendlich mit den Materialien, die ich recyceln möchte? Helfe ich tatsächlich der Umwelt oder nutzen die Firmen mein Bewusstsein nur für Ihren Profit aus? Ein bisschen grüne Farbe ins Logo, Fotos von Frauen aus Pakistan auf die Verpackung, 1 Rappen pro Produkt für irgendwas soziales spenden, alles kräftig umrühren & fertig ist das grüngewaschene Produkt! Ich muss immer wieder lachen, wenn Milliarden-Konzerne sich ein ökologisches Image anhauchen wollen. Ich glaube Greta sagte, dass wirtschaftliches Wachstum & Nachhaltigkeit nicht zusammenpasst.
In diesem Sinne kann ich nur sagen: Lasst Euch nicht entmutigen! Der Weg zur Besserung beginnt im Kopf. & wenn mal schwere Zeiten aufkreuzen, dann lebt sie durch & fokussiert Euch später neu, wenn es für Euch passt.
Cheers,
Martina
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